Fehlbiss, Fehlhaltung und Fehlsichtigkeit

Fehlbiss, Fehlhaltung und Fehlsichtigkeit

Klinische Assoziation zwischen Fehlbiss, Fehlhaltung und Fehlsichtigkeit: eine epidemiologische Untersuchung an Grundschulkindern

 

Ein Zusammenhang zwischen der Kieferstatik und Bewegungskoordination, Gang und Balance wurde in zahlreichen Studien beobachtet und ist durch anatomische und funktionelle Muskelkettenzwischen Schädel, Unterkiefer, Wirbelsäule, Becken und den Extremitäten zu erklären. In der Literatur wird bei 83 bis 87% der orthopädischen Patienten ein zusätzlicher Fehlbiss beschrieben (Korbmacher et al, 2004). Durch eine Kieferfehlstellung kann sich zudem die Pupillenachse verschieben, was in einer veränderten Anforderung an die Augenmuskulatur resultiert, um einen geraden Blick zu ermöglichen. Die Funktion des visuellen Systems ist wiederum eng mit dem motorischen System verknüpft; daher untersuchten Silvestrini-Biavati und Kollegen (2013) in einer groß angelegten Studie an 605 Kindern im Alter zwischen 7 und 10 Jahren die Häufigkeit von Okklusionsstörung, Fehlhaltung und Konvergenzstörungen.

Circa 13% der Grundschüler mir normaler Kieferstellung zeigten ein pathologisches Gangmuster. Kinder mit vertikalen Bissanomalien (tiefer oder offener Biss) scheinen mit einem statistisch signifikanten Unterschied von 2 % häufiger ein gestörtes Gangbild zu entwickeln. Eine Fehlstellung der Beine konnte nur bei 5- 6% der Kinder beobachtet werden, was maximal 50% der pathologischen Gangmuster begründen kann. Außerdem wurde ein schwacher Zusammenhang zwischen vertikalem Biss und okularer Dominanz gefunden. Kinder mit tiefem Biss hatten signifikant seltener eine Dominanz des linken Auges und eine signifikant seltenere pathologische Konvergenz im rechten Auge.

Aus diesen Ergebnissen wird deutlich, dass es einen klinischen Zusammenhang zwischen posturalen, orthoptischen und okklusalen Veränderungen geben könnte, eine direkte kausale Verbindung dieser Systeme kann jedoch nicht abgeleitet werden. Die Autoren betonen, dass bei Auffälligkeiten in einem dieser Bereiche bereits im Kindesalter ein multidisziplinärer Behandlungsansatz dringend zu empfehlen sei.

 

Referenzen:

Korbmacher H, Eggers-Stoeder G, Koch L, Kahl-Nieke B. Correlations between anomalies oft he dentition and pathologies oft he locomotor system – a literature review. J Orofac Orthop 2004, 65:190-203

Silvestrini-Biavati A, Migliorati M, Demarziani E, Tecco S, Silvestrini-Biavati P, Polimeni A, Saccucci M. Clinical association between teeth malocclusions, wrong posture and ocular convergence disorders: an epidemiological investigation on primary school children. BMC Pediatrics. 2013;13:12. doi:10.1186/1471-2431-13-12.

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