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Glossar - Begriffe der
Osteopathie

Er wird bezeichnet als die „Fluid in der Fluida“, „liquid light“, Potenz („potency“), „highest known element“ nach Still, etwas, das, wenn es angeknipst wird, die Dunkelheit verschwinden lässt [13, S. 347], der erste Funke, die Auslösung der unwillkürlichen Bewegung, etwas, das die Bewegung auslöst [13, S. 142f.], etwas Unsichtbares in der zerebrospinalen Flüssigkeit [13, S. 191; 15, S. 14], etwas in den Gezeitenbewegungen, nicht der Atem der Luft [15, S. 5], vergleichbar dem Wetterleuchten, das durch die Wolke durchscheint, ohne diese zu berühren. Sutherland sieht ihn auch als „transmutation“ (siehe Umwandlung) an [15, S. 34].

Sutherland erwähnte häufig ein Zitat aus der Bibel, um zu verdeutlichen, dass der Atem des Lebens nicht mit der Luft zu verwechseln ist. „Gott … atmete in die Nase des Menschen den Atem des Lebens … und der Mensch wurde eine lebende Seele.“ (aus Genesis 2, 7) [15, S. 35].

Sutherland wählte diesen Ausdruck für einen funktionellen Bereich im Verlauf des Sinus rectus: der Vereinigung der Falx cerebri, der Falx cerebelli und des Tentorium cerebelli. Dieser Bereich wird auch Sutherland-Fulcrum genannt. Dieses Fulcrum stellt einen beweglichen Ruhepunkt für die reziproke Spannungsmembran im Schädel und Rückenmarkskanal dar. Um das Gleichgewicht der Membranbewegung und -spannung in allen Richtungen gleichmäßig zu gewährleisten, müssen die Membranen von einem Fulcrum, einem Ruhepunkt, aus operieren. Dieser Ruhepunkt muss schwebend aufgehängt (Suspension) sein, um sich automatisch bewegen (automatic shifting) zu können, damit bei Zug oder Druck eine gleichmäßige Spannungsverteilung in den Duralmembranen ermöglicht wird.

Sutherland schreibt, dass bei Beginn der Atmung palpiert werden kann, wie das „automatic shifting suspension fulcrum“ seine Position verändert, ebenso wie ein Gefühl von Wärme durch die Fluktuation des Liquor cerebrospinalis entsteht [13, S. 215; 16, S. 285].

Normaler Zustand von Agieren und Reagieren zwischen verschiedenen Teilen im Körper [15, S. 285]

Sutherland schreibt, dass die gesamten Gezeitenbewegungen von einer „Balance“ zwischen zwei Punkten einer bestimmten Skala kommen, einem Punkt, wo der Mechanismus unbeweglich ist, genau im „neutralen Punkt“.

Click edit button to change this text. Lorem ipsum dolor sit amet, consectetur Sutherland benutzte dieses Zitat aus der Bibel (Psalm 46, 10) häufiger, um die Bedeutung einer bestimmten Bewusstseinshaltung während der Palpation zu verdeutlichen sowie um auf ein bestimmtes Fulcrum (Gleichgewichtspunkt) zwischen Inspiration und Exspiration des PRM in den Fluktuationen hinzuweisen [15, S. 16, 285]. elit. Ut elit tellus, luctus nec ullamcorper mattis, pulvinar dapibus leo.

Ein von Sutherland häufig gebrauchter Ausdruck, um auf den Ausspruch hinzuweisen: „So wie der Zweig gebogen ist, wird sich der Baum neigen.“ Damit soll verdeutlicht werden, dass minimale Spannungen im Schädel oder der Wirbelsäule beim Neugeborenen und Kleinkind sich im weiteren Verlauf des Wachstums, wenn die Strukturen größer werden, zu sichtbaren Asymmetrien entwickeln können [15, S. 286].

  • Erste Theorien von Sutherland in der Zeit von 1936 bis 1948
  • Die SSB wurde als der primäre Sitz von Dysfunktionen angesehen.
  • Mechanischer Ansatz: Knochen, Suturen, Membranen, Bewegungsachsen (sutural, membranös)
  • Definition der 5 Strukturen des PRM:
    • Motilität (inhärente Bewegung) des Gehirns und Rückenmarks
    • Fluktuation der Hirn- und Rückenmarksflüssigkeit (LCS)
    • Mobilität (Beweglichkeit) der intrakranialen und intraspinalen Membranen
    • Mobilität der Schädelknochen
    • Unwillkürliche Mobilität des Sakrums zwischen den Beckenknochen
  • Untersuchung: insbesondere durch aktive Bewegungstestung, aber auch durch passive Wahrnehmung
  • Korrektur: mechanische Ausführung, der Therapeut führt die Korrektur aus.
  • Inhärente selbstregulative Kräfte wurden kaum erwähnt und definiert: kein Gebrauch der „potency“ oder des „Atems des Lebens“.
Ausübung einer Technik über das Prinzip einer Hebelwirkung, wobei über eine seitliche Handhaltung eine Stelle als Fulcrum wirkt, um eine andere Stelle zu bewegen, entsprechend einer Türangel. Zum Beispiel Lösung der Sutura sphenofrontalis: Eine Hand umfasst das Stirnbein mit Daumen und Zeige- oder Mittelfinger. Während der Daumen auf der einen Seite als Fixpunkt agiert, heben die Finger auf der gegenüberliegenden Seite das Stirnbein an [15, S. 286]. Literatur Sutherland WG: Teachings in the Science of Osteopathy. Portland: Sutherland Cranial Teaching Foundation; 1991.

Die Verbindung der reziproken duralen Spannungsmembran (Dura mater spinalis als Kontinuität der Dura mater cranialis), die das Hinterhaupt mit dem Kreuzbein und damit den Schädel mit dem Becken strukturell und funktionell verbindet. Beide Pole beeinflussen sich gegenseitig. Über diese Verbindung wird nach Sutherland [13, S. 224–226, 344f., 350] die kraniale inhärente unwillkürliche Bewegung auf das Kreuzbein übertragen.

Dieser Begriff wurde erst nach Sutherlands Tod eingeführt und sollte unabhängig vom primär respiratorischen Mechanismus nur die physiologische unwillkürliche und rhythmische Fluktuation der zerebrospinalen Flüssigkeit benennen, palpabel als Expansions- und Retraktionsbewegung am Schädel. Er ist ein Terminus, der von den Psychiatern und Osteopathen Woods und Woods geprägt wurde, damit andere Ärzte diese Bewegung palpieren und bewerten konnten, ohne mit der Idee des primär respiratorischen Mechanismus konfrontiert zu werden. Aufgrund der palpatorischen Erfahrungen und elektronischen Messungen am Schädel besitzt der CRI nach Woods und Woods sowie Magoun einen Rhythmus von 10–14 pro Minute. Sutherland selbst hat nie eine bestimmte Frequenz genannt.

Technik, bei der das betroffene Gewebe nach genauer Bestimmung der eingeschränkten Bewegungsebenen in Richtung der Bewegungseinschränkung geführt wird, um diese zu lösen.
elastischer Gewebewiderstand, der palpiert werden kann, bevor die anatomische Bewegungsgrenze erreicht wird.
erster Teil der Motilität: Eigenbewegung des Organs, wobei es sich der Mittelachse des Körpers nähert ( Inspir).
jede an Faszien oder Muskeln ausgeführte Technik.

Der PRM hat einen „Fluid-Drive“ durch die Aktivität der zerebrospinalen Flüssigkeit [13, S. 298]. Der Begriff wird in der Praxis häufig benutzt, um die hydrodynamische Beziehung zwischen Liquor, der interstitiellen Flüssigkeit und der Lymphflüssigkeit zu verdeutlichen.

Literatur

  • Sutherland WG: Contributions of thought. 2nd ed. Portland: Sutherland Cranial Teaching Foundation; 1998.
Die zerebrospinale Flüssigkeit zirkuliert nicht, sondern fluktuiert. Die Fluktuation ist eine Bewegung des Liquors in einer natürlichen Aushöhlung, eine Wellenbewegung, bei der Anstieg und Absenkung aufeinander folgen. Diese Fluktuation ist palpierbar [13, S. 215]. Die intrakranialen Duralmembranen üben durch ihre Bewegung einen Druck auf den Liquor aus, sodass eine Bewegung dieser Fluida ausgelöst wird [16, S. 56]. Die inhärente Motilität des Nervensystems übt eine Verschiebung des Liquors aus. Durch Anstieg der Größe der Ventrikel und des subarachnoidalen Raums entsteht eine Volumenschwankung [10, S. 16f.]. Diese ist beeinflussbar durch Kompression des 4. Ventrikels [13, S. 272]. Sutherland legt Wert darauf, dass es die Fluid-Fluktuation ist, die in der Therapie die zu behandelnden Strukturen zu einem membranösen „point of balance“ führt [10, S. 73]. Einige Missverständnisse, den Begriff Fluida betreffend, scheinen von dem Fakt her zu rühren, dass Sutherland den Begriff zunächst gebrauchte, um bioelektrische Phänomene zu beschreiben, während einige andere Osteopathen damit die Dynamik von Flüssigkeiten bezeichneten. Der Begriff Fluida wird in diesem Buch eher zur Bezeichnung von Palpationsqualitäten von Flüssigkeiten im Organismus herangezogen. Während elektromagnetische und bioelektrische Phänomene im Körper eher mit dem Begriff Potenz oder Elektrodynamik (point of balance of electrodynamic tension) bezeichnet werden. Literatur Liem T: Kraniosakrale Osteopathie. 5. Aufl. Stuttgart: Hippokrates; 2010. Magoun HI: Osteopathy in the cranial field. 3 rd ed. Kirksville: Journal Printing Company; 1976. Sutherland WG: Contributions of thought. 2nd ed. Portland: Sutherland Cranial Teaching Foundation; 1998. Sutherland WG: The cranial bowl. Mankato, Minnesota: Free Press Company; 1939: 56.
Bestimmte Angaben zum Rhythmus wurden von Sutherland selbst nie geäußert. Es existieren unterschiedliche Angaben zum Rhythmus des PRM bzw. zum kraniosakralen Rhythmus. Im Folgenden wird nur eine Auswahl möglicher Rhythmen wiedergegeben: 10–14 Zyklen pro Minute: 4–6-Sekunden-Zyklus (Magoun, Traube-Hering-Oszillation) 6–12 Zyklen pro Minute: 5–10-Sekunden-Zyklus (Upledger) [18, S. 18] 8–12 Zyklen pro Minute: 5–7,5-Sekunden-Zyklus (Becker, Upledger) [1, S. 120] 2,5 Zyklen pro Minute: 24-Sekunden-Zyklus (Jealous) 6–10 Zyklen in 10 Minuten: 60–100-Sekunden-Zyklus (Beckers „slow (large) tide“, Mayer-Oszillation) [1, S. 122f.] 1 Zyklus in 5 Minuten: 300-Sekunden-Zyklus (Liem) Auch eine Rhythmizität von einem Zyklus in etwa 33 Minuten (2 000-Sekunden-Zyklus) wurde von Lewer-Allen, Bunt et al. im Gehirn gemessen. Aufzeichnungen über Palpation dieser Rhythmizität existieren zurzeit nicht. Eigene persönliche Palpationserfahrungen scheinen zwar auch auf sehr langsame, expansive und retraktive Impulse hinzuweisen, allerdings sind die Ergebnisse eher unregelmäßig, uneinheitlich und es konnte bisher keine kontinuierliche Rhythmizität palpiert werden. Kiviniemi et al.beschreiben 3 Pulsationstypen im LCS : Kardiovaskuläre Pulsationen: Mit 0,8–1,2 Hz sind dies die schnellsten Pulsationen. Sie induzieren eine negative Veränderung des MREG-Signals in den periarteriellen Regionen, die sich zentrifugal ausbreitet und das gesamte Gehirn abdeckt. Respiratorische Pulsationen: Mit etwa 0,3 Hz treten sie periodisch, hauptsächlich in den perivenösen Gebieten auf und wirken zentripetal. Vasomotorische Wellen: Sie stellen den langsamsten Pulsationstyp im niederfrequenten Bereich (VLF 0,001–0,023 Hz und LF 0,023–0,73 Hz) dar und zeigen einzigartige raumzeitliche Muster parasympathischen und sympathischen Ursprungs.

Siehe auch „automatic shifting suspension fulcrum“, Stillpunkt und Pivot-Punkt

Ein Fulcrum ist eine Art Ruhepunkt oder beweglicher Fixpunkt. Ein Fulcrum ist nicht nur im menschlichen Organismus, sondern auch in der übrigen Natur anzutreffen.

Es gibt knöcherne (SSB), membranöse (Sutherland-Fulcrum) oder fluide Fulcren. Sutherland und Becker haben auch spirituelle Fulcren beschrieben [15, S. 14, 46].

Literatur

  • Becker RE. In: Brooks RE (Hrsg.): Life in motion: The osteopathic viscion of Rollin E. Becker. Portland: Stillness Press; 1997.
  • Becker RE: Craniosacral trauma in the adult. Osteopathic Ann. 1976; 4: 43–59.
  • Frymann VM: Kursaufzeichnungen. 1995.
  • Jealous J: Emergence of Originality. Kursskript: 12, 35, 36f.
  • Kiviniemi V, Wang X, Korhonen V, Keinanen T, Tuovinen T, Autio J, LeVan P, Keilholz S, Zang YF, Hennig J, Nedergaard M. Ultra-fast magnetic resonance encephalography of physiological brain activity – Glymphatic pulsation mechanisms? J Cereb Blood Flow Metab 2016; 36 (6): 1033–1045 In:Liem T. Update zur Liquorforschung und Drainage des Gehirns. Osteop Med. 2017; 18(2): 22–27)
  • Lay EM, Cicorda RA, Tettambel M: Recording of the Cranial Rhythmic Impulse. JAOA. 1978; 78(10): 149.
  • Lay E: Cranial field. In Ward, RC. (Hrsg.): Foundations for Osteopathic Medicine. Baltimore: Williams and Wilkins; 1997: 901–913.
  • Liem T: Kraniosakrale Osteopathie. 5. Aufl. Stuttgart: Hippokrates; 2010.
  • Liem T: Vortrag OFM. München: 1998 .
  • Magoun HI: Osteopathy in the cranial field. 1st ed. Kirksville: Journal Printing Company; 1951.
  • Magoun HI: Osteopathy in the cranial field. 3 rd ed. Kirksville: Journal Printing Company; 1976.
  • Nelson KE, Sergueef N, Lipinski CM, Chapman AR, Glonek T: Cranial rhythmic impulse related to the Traube-Hering-Mayer oscillation: Comparing laser Doppler flowmetry and palpation. J. Am. Osteopath. Assoc. 2001; 101(3): 163–173.
  • Sutherland WG: Contributions of thought. 2nd ed. Portland: Sutherland Cranial Teaching Foundation; 1998.
  • Sutherland WG: Contributions of thought. Portland: Sutherland Cranial Teaching Foundation 1967: 142.
  • Sutherland WG: Teachings in the Science of Osteopathy. Portland: Sutherland Cranial Teaching Foundation; 1991.
  • Sutherland WG: The cranial bowl. Mankato, Minnesota: Free Press Company; 1939: 56.
  • The Cranial Letter. Cranial Academy. 1994; 7 .
  • Upledger JE, Vredevoogd JD: Lehrbuch der CranioSacralen-Therapie I. 2. Aufl. Heidelberg: Haug; 1994.
  • Wirth-Patullo V, Hayes KW: Interrater reliability of craniosacral rate measurements and their relationship with subjects and examiners heart and respiratory rate measurements. Phys. Ther. 1994; 67(10): 1526–1532.
  • Woods JM, Woods RH: A Physical Finding Related to Psychiatric Disorders. 1961; 60: 988–993.
  • Liem T. Van den Heede P. Foundations of Morphodynamics in Osteopathy: An Integrative Approach to Cranium, Nervous System, and Emotions, 2017; 1. Aufl. Handspring Publishing Limited, Pencaitland.
  • Liem T. Morphodynamik in der Osteopathie, 2013; 2. aktualisierte Aufl. Haug, Stuttgart.
Die „tide“ fluktuiert nicht wie die Wellenbewegungen, sondern wie die Gezeitenbewegungen der Meere, wie der gesamte Ozean. Während der Inspirationsphase flutet sie heran und während der Exspirationsphase ebbt sie ab. Sie besitzt mehr „potency“ und Intelligenz, als jede von außen ausgeübte Kraftanwendung. Für Sutherland ist es in seinen späten Jahren essenziell, nicht durch externe Krafteinwirkung zu behandeln, sondern die „tide“ arbeiten zu lassen [15, S. 14f., 166]. Nach Sutherland kann die „tide“ sogar von einem Fuß gelenkt werden, auch ohne diesen zu berühren [15, S. 168].

Siehe auch „Atem des Lebens“

Das „highest known element“ befindet sich nach Still in der zerebrospinalen Flüssigkeit. Sutherland weist wiederholt darauf hin. Es ist für ihn aufgrund praktischer Erfahrung der beständige Sitz einer intelligenten Potenz, die in der Lage ist, alles andere im Körper zu transzendieren, und er benutzt diese Potenz zur Diagnose und Therapie [10, S. 15].

Literatur
Magoun HI: Osteopathy in the cranial field. 1st ed. Kirksville: Journal Printing Company; 1951.

Verlust der elastischen Reaktionskraft (Tension) durch erhöhte Organspannung.
erhöhte Muskel- oder Gewebespannung.
Verlust der elastischen Reaktionskraft (Tension) durch verminderte Organspannung.
Anwendung eines konstanten Drucks auf Weichteilgewebe, um die Reflexaktivität zu vermindern und eine Entspannung zu erzielen.
zweiter Teil der Motilität: Eigenbewegung des Organs, wobei es sich von der Mittelachse des Körpers entfernt (Exspir).
reversible Anpassung des Körpers an eine nicht normale Funktion oder an krankmachende Einflüsse. Bei einer Kompensation besteht noch kein Mobilitätsverlust, wohl aber eine Tendenz zur Dysfunktion. Bei erblichen oder anatomischen Fehlbildungen ist die Kompensation irreversibel.

Becker benutzte diesen Begriff (auch slow/large tide), um einen sehr langsamen Rhythmus zu bezeichnen. Nach Becker dringt der Rhythmus von außen in den Körper ein. Ein Rhythmus, der von irgendwo herkommt und sich im Körper ausbreitet. Er palpierte einen Rhythmus, der 1 1/2 Min. brauchte, um in den Körper einzudringen und der genauso lange brauchte, um wieder abzuebben.

 

Literatur
The Cranial Letter. Cranial Academy. 1994; 7 .

Sutherland bezeichnet Fehlspannungen und Dysfunktionen, welche die Gelenke der Wirbelsäule und ihre zugehörigen Ligamente betreffen, als ligamentäre Fehlspannungen (ligamentous articular strain). Dysfunktionen, welche die Knochen des kraniosakralen Systems und ihre zugehörigen intrakranialen und intraspinalen Duralmembranen (Falx cerebri, Tentorium cerebelli, Falx cerebelli, Dura mater spinalis) betreffen, nennt er membranöse Gelenkfehlspannungen (membranous articular strain). Diese können zu Beeinträchtigungen der zerebrospinalen Fluktuation, der kranialen arteriellen und venösen Durchblutung und der lymphatischen Drainage des Kopfes und Nackens führen. Dementsprechend richtet sich seine Behandlung v. a. darauf, diese Spannungsungleichgewichte sich lösen zu lassen. Das Behandlungsprinzip für ligamentäre und membranöse Spannungsungleichgewichte ist dabei gleich [15, S. 119–122].

 

Literatur
Sutherland WG: Teachings in the Science of Osteopathy. Portland: Sutherland Cranial Teaching Foundation; 1991.

Nach van den Heeden können eine dorsale Midline (Neuralrohr), eine mittlere (ehemals ventrale) Midline (Chorda dorsalis bis zum Sphenoid und den Cellulae ethmoidales) und eine anteriore Midline unterschieden werden. Das Nasion ist der Referenzpunkt für die Entwicklung der mittleren Mittellinie; auch das Sakrum ist ein Referenzpunkt.

 

Durch die ersten beiden Mittellinien wird die Bildung einer dritten (anterioren) Mittellinie – anterior der ehemals ventralen Mittellinie – ausgelöst. Diese vordere Mittellinie zieht in einer Linie von der Nase über das Hyoid, das Sternum, Xiphoid, Linea alba bis zur Symphysis pubis. Sie entsteht durch die Begegnungspunkte der ausschwemmenden dorsoventralen Wachstumsbewegung.

 

Gleichgewichtspunkt der anterioren Mittellinie (zur hinteren Mittellinie) ist das Hyoid.

 

Gleichgewichtspunkt der fluiden mittleren (ehemals ventralen) Mittellinie ist das Herz.

 

Gleichgewichtspunkt der dorsalen Mittellinie ist das Sutherland-Fulcrum.

 

In der dorsalen Midline finden Austausch und Memorisation statt, die mittlere Midline wirkt als Stütze für den Körper und in der anterioren Midline offenbart sich der potenzielle Körper.

 

Nach van den Heeden entsteht durch die Lateralisation der Midline die Expansion. Aber die Ausbildung der Expansion benötigt als Polarität die konzentrische Kraft der Mittellinie.

 

Literatur
Liem T. Van den Heede P. Foundations of Morphodynamics in Osteopathy: An Integrative Approach to Cranium, Nervous System, and Emotions, 2017; 1. Aufl. Handspring Publishing Limited, Pencaitland.
Liem T. Morphodynamik in der Osteopathie, 2013; 2. aktualisierte Aufl. Haug, Stuttgart.

Das Modellieren ist eine direkte Behandlungstechnik, bei der versucht wird, durch Anwendung von äußerem Druck oder Zug die Knochenform und -biegsamkeit zu verändern. Sie wird v. a. im Kindesalter angewandt.

Literatur

  • Becker RE. In: Brooks RE (Hrsg.): Life in motion: The osteopathic viscion of Rollin E. Becker. Portland: Stillness Press; 1997.
  • Becker RE: Craniosacral trauma in the adult. Osteopathic Ann. 1976; 4: 43–59.
  • Frymann VM: Kursaufzeichnungen. 1995.
  • Jealous J: Emergence of Originality. Kursskript: 12, 35, 36f.
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  • Liem T: Kraniosakrale Osteopathie. 5. Aufl. Stuttgart: Hippokrates; 2010.
  • Liem T: Vortrag OFM. München: 1998 .
  • Magoun HI: Osteopathy in the cranial field. 1st ed. Kirksville: Journal Printing Company; 1951.
  • Magoun HI: Osteopathy in the cranial field. 3 rd ed. Kirksville: Journal Printing Company; 1976.
  • Nelson KE, Sergueef N, Lipinski CM, Chapman AR, Glonek T: Cranial rhythmic impulse related to the Traube-Hering-Mayer oscillation: Comparing laser Doppler flowmetry and palpation. J. Am. Osteopath. Assoc. 2001; 101(3): 163–173.
  • Sutherland WG: Contributions of thought. 2nd ed. Portland: Sutherland Cranial Teaching Foundation; 1998.
  • Sutherland WG: Contributions of thought. Portland: Sutherland Cranial Teaching Foundation 1967: 142.
  • Sutherland WG: Teachings in the Science of Osteopathy. Portland: Sutherland Cranial Teaching Foundation; 1991.
  • Sutherland WG: The cranial bowl. Mankato, Minnesota: Free Press Company; 1939: 56.
  • The Cranial Letter. Cranial Academy. 1994; 7 .
  • Upledger JE, Vredevoogd JD: Lehrbuch der CranioSacralen-Therapie I. 2. Aufl. Heidelberg: Haug; 1994.
  • Wirth-Patullo V, Hayes KW: Interrater reliability of craniosacral rate measurements and their relationship with subjects and examiners heart and respiratory rate measurements. Phys. Ther. 1994; 67(10): 1526–1532.
  • Woods JM, Woods RH: A Physical Finding Related to Psychiatric Disorders. 1961; 60: 988–993.
  • Liem T. Van den Heede P. Foundations of Morphodynamics in Osteopathy: An Integrative Approach to Cranium, Nervous System, and Emotions, 2017; 1. Aufl. Handspring Publishing Limited, Pencaitland.
  • Liem T. Morphodynamik in der Osteopathie, 2013; 2. aktualisierte Aufl. Haug, Stuttgart.
Bewegung, deren Ursprung im Organ selbst liegt. Besteht aus Exspir und Inspir. Bis jetzt ohne wissenschaftliche Erklärung.
Tieflagerung von Kopf und Oberkörper.
Eigenschaft des Nervensystems, seine Struktur und Funktion aufgrund von genetischen oder sich oberhalb der Genebene abspielenden, erfahrungsabhängigen Faktoren umzuwandeln.
Wirbeldysfunktion in Neutralstellung (der Flexion und Extension), bei Rotation und Seitneigung in unterschiedlichen Richtungen.

Siehe auch Fulcrum

Pivot-Punkte der Schädelnähte stellen Fulcren dar, als Ruhe- bzw. Drehpunkte und mögliche ossäre Achsen für die Bewegung der Schädelknochen. Der Pivot-Punkt bezeichnet die Stelle, an der sich nach innen und nach außen gerichtete Gelenkränder treffen, bzw. die Stelle, an der die Neigungsrichtung der Gelenkränder wechselt. In der Therapie werden dort häufig „Disengagement“-Techniken angewandt.

Beispiel: Sphenosquamose Pivot-Punkt (SSP), kondylo-squamoso-mastoider Pivot-Punkt (CSMP) [10, S. 70, 118, 123]

Literatur

  • Magoun HI: Osteopathy in the cranial field. 1st ed. Kirksville: Journal Printing Company; 1951.

Nach Magoun ist er definiert als der Punkt im Bewegungsausmaß einer Gelenkverbindung, an dem die Membranen sich im Gleichgewicht befinden. Dieser Punkt befindet sich zwischen der normalen Spannung, sichtbar im freien Bewegungsausmaß, und der erhöhten Spannung als Folge von Zerrungen und Fixationen, die auftreten, wenn das Gelenk über sein physiologisches Bewegungsausmaß hinweg bewegt wurde [10, S. 68]. Entsprechendes gilt für den ligamentären „point ob balance“ z. B. in den Wirbelgelenken.

Sutherland erwähnt, dass in der Behandlung die membranöse reziproke Spannung und die Fluktuation der Fluida im „balance point“ zu halten ist [13, S. 349]. „Balance point“ wird auch als Mittelpunkt zwischen Ein- und Ausatmung bezeichnet [15, S. 14, 16]. Auch elektrodynamische Felder und ihre Wechselwirkung mit den anatomischen Geweben des Körpers können wahrgenommen werden. Der Osteopath könnte nach dem Prinzip eines PBT einen „point of balanced electrodynamic tension“ (PBET) im elektrodynamischen Feld entstehen lassen.

Literatur

  • Liem T: Kraniosakrale Osteopathie. 5. Aufl. Stuttgart: Hippokrates; 2010.
  • Magoun HI: Osteopathy in the cranial field. 1st ed. Kirksville: Journal Printing Company; 1951.
  • Sutherland WG: Contributions of thought. 2nd ed. Portland: Sutherland Cranial Teaching Foundation; 1998.
  • Sutherland WG: Teachings in the Science of Osteopathy. Portland: Sutherland Cranial Teaching Foundation; 1991.

Atem des Lebens, der „potency“ besitzt, „as the thing that makes it move“. Eine intelligente „potency“, intelligenter als der menschliche Geist [15, S. 14]. Die „potency“ im LCS wird auch als elektrische Spannung beschrieben, die sich kontinuierlich lädt und entlädt [10, S. 72]. Sie kann als ein fundamentales Prinzip in der Funktion des PRM angesehen werden [13, S. 239]. Sie produziert nach Magoun eine spezifische und selektive fluktuierende Bewegung oder eine Übertragung von Energie im Schädel [10, S. 59]. Diese Potenz in den Gezeitenbewegungen des LCS kann zur Diagnose und Therapie benutzt werden [13, S. 220]. Die „potency“ in der Fluida kann dirigiert werden (siehe auch unter Fluid-Drive) [10, S. 59f.].

Literatur

  • Magoun HI: Osteopathy in the cranial field. 1st ed. Kirksville: Journal Printing Company; 1951.
  • Sutherland WG: Contributions of thought. 2nd ed. Portland: Sutherland Cranial Teaching Foundation; 1998.
  • Sutherland WG: Teachings in the Science of Osteopathy. Portland: Sutherland Cranial Teaching Foundation; 1991.

Dieser Begriff wurde von Sutherland gewählt, um sein Konzept einer bestimmten physiologischen Betrachtungsweise zu bezeichnen [15, S. 289], insbesondere in Referenz zu einem alten anatomischen Text, der alle physiologischen Zentren, eingeschlossen der Atmung im Boden des 4. Ventrikels lokalisierte. So folgerte Sutherland, dass die sog. primäre Atmung im zentralen Nervensystem beginnt [13, S. 298].

„Primär“, zuerst und hauptsächlich, weil der PRM als erstes noch vor der pulmonalen Atmung in Aktion tritt und nach Sutherland eine große Bedeutung für den Gesamtorganismus darstellt. „Respiratorisch“, weil der PRM ebenso wie die Lungenatmung einen rhythmischen Vorgang darstellt, der mit Austauschprozessen zu tun hat. Er stellt einen anabolen wie katabolen Stoffwechselprozess dar. „Mechanismus“, da er aus miteinander verbundenen Teilen besteht, die in ihrem Zusammenspiel eine bestimmte Wirkung haben [8; 10, S. 16].

Literatur
Liem T: Kraniosakrale Osteopathie. 5. Aufl. Stuttgart: Hippokrates; 2010.
Magoun HI: Osteopathy in the cranial field. 1st ed. Kirksville: Journal Printing Company; 1951.
Sutherland WG: Contributions of thought. 2nd ed. Portland: Sutherland Cranial Teaching Foundation; 1998.
Sutherland WG: Teachings in the Science of Osteopathy. Portland: Sutherland Cranial Teaching Foundation; 1991.

(engl. für „passives Rückfedern“) Technik, die in der Ausführung von Untersuchungen Anwendung findet.

Sutherland wählte den Begriff, um die mechanische Funktion der inneren Lage der Dura mater zu bezeichnen. Sie stellt eine mechanische Funktionseinheit dar. Im Schädel ist sie um das „Sutherland-Fulcrum“ organisiert und reguliert die Bewegung und Integrität der Schädelknochen. Im Rückenmarkskanal verbindet und koordiniert sie die Bewegungen von Schädel und Kreuzbein [8; 15, S. 289].

 

Literatur
Liem T: Kraniosakrale Osteopathie. 5. Aufl. Stuttgart: Hippokrates; 2010.
Sutherland WG: Teachings in the Science of Osteopathy. Portland: Sutherland Cranial Teaching Foundation; 1991.

verminderte oder veränderte Funktion von zusammenhängenden Teilen des Körpersystems (skelettale, artikuläre, myofasziale Strukturen und damit verbundene Teile des Gefäß-, Lymph- und Nervensystems).

Im Schädel gibt es Knochen, die eine höhere Beweglichkeit besitzen als die Knochen, mit denen sie in Verbindung stehen, z. B. das Os palatinum und Os zygomaticum [11, S. 347].
So hat nach Sutherland das Keilbein eine größere Beweglichkeit als die Gaumenbeine, die wiederum beweglicher sind als die Oberkieferknochen. Ein anderes Beispiel stellen die Jochbeine dar [15, S. 78]. Ihre Bedeutung scheint darin zu bestehen, die Bewegungen verschiedener Strukturen/Knochen zu integrieren.

Literatur

  • Magoun HI: Osteopathy in the cranial field. 3 rd ed. Kirksville: Journal Printing Company; 1976.
  • Sutherland WG: Teachings in the Science of Osteopathy. Portland: Sutherland Cranial Teaching Foundation; 1991.

Es wurde eine spiralförmige Auswärts- und eine spiralförmige Einwärtsbewegung der „tide“ beschrieben [15, S. 16].

 

Literatur
Sutherland WG: Teachings in the Science of Osteopathy. Portland: Sutherland Cranial Teaching Foundation; 1991.

Das Sutherland-Fulcrum ist ein Stillpunkt, um den die Spannungsmembranen wirken [15, S. 18]. Ein Fulcrum ist ein Stillpunkt, durch den es möglich wird, etwas Schweres zu heben [15, S. 46]. Das Fulcrum der zerebrospinalen Flüssigkeit bzw. der Stillstand der Liquorfluktuation wird Stillpunkt genannt [15, S. 135]. Die kraniosakrale Bewegung kommt zum Stillstand [18, S. 52].

Literatur

  • Sutherland WG: Teachings in the Science of Osteopathy. Portland: Sutherland Cranial Teaching Foundation; 1991.
  • Upledger JE, Vredevoogd JD: Lehrbuch der CranioSacralen-Therapie I. 2. Aufl. Heidelberg: Haug; 1994.

eine Art „neutraler Punkt“, an dem die Reorganisation des Gewebes stattfinden kann, oder „der Zeitpunkt, zu dem alle Flüssigkeiten im Körper ausgetauscht werden“ (Sutherland 1967). Hängt eng mit dem Fulcrum zusammen.

„Point of balance“, Übertreibungstechnik (indirekte Technik), direkte Technik, die entgegengesetzte physiologische Bewegung, das Auseinanderziehen („Disengagement“) der Gelenkfacetten, das Modellieren (Molding), Fluktuationstechniken, Fluid-Impuls-Techniken.

 

Literatur
Liem T: Kraniosakrale Osteopathie. 5. Aufl. Stuttgart: Hippokrates; 2010.

elastische Reaktionskraft des Gewebes. Wird oft zur Untersuchung eines Organs verwendet.

Dehnung eines Gewebes unter Zug.

Verminderte oder veränderte Mobilität und Motilität des viszeralen Systems und der damit verbundenen faszialen, neurologischen, vaskulären, skelettalen und lymphatischen Elemente.
Spannung der Gewebe, die aufgenommen werden muss, um die Bewegungsgrenze einer betroffenen Struktur in Dysfunktion zu erreichen.

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