Stress beansprucht das Immunsystem – Wie Osteopathie hier unterstützen kann

Stress beansprucht das Immunsystem – Wie Osteopathie hier unterstützen kann

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Immunglobulin A – Marker für die Stärke des Immunsystems

Der wichtigste Antikörper, der vom Körper produziert wird, ist das Immunglobulin A (IgA). Er bietet Schutz vor Krankheitserregern, in dem er verhindert, dass sich diese Organismen festsetzen und vermehren. Diese Antikörper befinden sich u.a. im Speichel und den Gewebsflüssigkeiten. Werden diese durch Schleimhäute sezerniert, bezeichnet man sie auch als sekretorische IgA (sIgA).

Wie hängen Stress und Antikörper zusammen?

Aktuelle Studien haben einen inversen Zusammenhang zwischen Stress und der Anzahl von Antikörpern in den Gewebsflüssigkeiten festgestellt. Es zeigte sich, dass bei erhöhtem Stresslevel (entweder wahrgenommener Stress oder durch körperliche Aktivität hervorgerufen), die Anzahl der IgA-Antikörper reduziert war[1], [2]. Die Menge an sIgA im menschlichen Körper kann auch als Marker für die Stärke des Immunsystems angesehen werden – je höher die sIgA-Konzentration, desto geringer ist das Risiko einer Infektion der oberen Atemwege.

Auch bei stationären Patienten ist dies von Bedeutung. Besonders Patienten, die beatmet werden und dadurch körperlichem Stress ausgesetzt sind, haben verringerte sIgA-Konzentrationen. Bei Patienten der Intensivpflege zeigte sich ein erhöhtes Risiko für nosokomiale Infektionen bei niedrigen sIgA-Konzentrationen[3],[4].

Osteopathische Behandlung zur Förderung des Immunsystems

Von den vielfältigen osteopathischen Behandlungstechniken bieten sich vor allem lymphatische Pump-Techniken an, um die Bewegung von Flüssigkeiten im Körper zu unterstützen. Schon in einem früheren Beitrag haben wir über die Entwicklung dieser Techniken berichtet (hier). Innerhalb der letzten 30 Jahre wurden zahlreiche Studien durchgeführt, um den Einfluss osteopathischer Techniken auf die Immunantwort zu untersuchen. Dabei zeigen frühere Studien Hinweise auf eine verbesserte Immunantwort nach osteopathischer Behandlung mit Pump-Techniken. Neuere Studien hingegen konnten keine signifikante Veränderung von Antikörper-Konzentrationen im Speichel im Vergleich zu Kontrollgruppen feststellen.

Experimentalstudie untersucht den Zusammenhang

Aufgrund dieser unklaren Studienlage untersuchten amerikanische Wissenschaftler in einer randomisierten Studie, ob eine osteopathische Behandlung die sIgA-Konzentrtion im Speichel bei gestressten Personen erhöhen kann. Dazu untersuchten Sie 25 gesunde Studenten, die sich wenige Wochen vor einer wichtigen Prüfung befanden und dadurch erhöhtem Stress ausgesetzt waren. Diese 25 Studenten wurden zufällig entweder in die Experimental- oder die Kontrollgruppe eingeteilt.

Am Tag des Experiments gaben alle Probanden eine Speichelprobe ab, nachdem sie in 2 Gruppen aufgeteilt wurden. Die Experimentalgruppe wurde 20 Minuten lang mit folgenden Techniken behandelt: OA-Release (5 Min), Anheben der Rippen (5 Min), lymphatische Thoraxpumpe (10 min) (eine genauere Beschreibung der Techniken findet sich im Artikel). Alle Probanden wurden gleichzeitig von jeweils einem Osteopathen behandelt. Im Gegensatz dazu saßen die Probanden der Kontrollgruppe währenddessen 20 Minuten lang entspannt in einem ruhigen Wartebereich. Danach ruhten die Probanden beider Gruppen für eine weitere Stunde, wonach die zweite Speichelprobe genommen wurde.

Die Ergebnisse zeigten eine Erhöhung der sIgA-Konzentration in beiden Gruppen. Diese Veränderung war jedoch unterschiedlich stark ausgeprägt: in der Kontrollgruppe erhöhten sich die sIgA-Werte um 32 %, in der Experimentalgruppe dagegen um 139 %, dieser Unterschied war statistisch signifikant. Die Autoren schließen daraus, dass durch osteopathische Behandlung das Immunsystem bei gestressten – gesunden – Personen gestärkt werden kann. Somit ist dies also besonders interessant, wenn die Temperaturen wieder kälter werden und Zahl der Erkältungen wieder ansteigt.

Dies ist nach Kenntnis der Autoren die erste Studie, die den Einfluss von osteopathischer Behandlung auf die Konzentration von sIgA im Speichel untersucht hat. Eine der größten Einschränkungen der Studie ist, dass der Stresslevel der Probanden nicht erhoben wurde, sondern aufgrund der bevorstehenden Prüfung lediglich angenommen wurde.

 

Referenz:

Gregory Saggio, DO; Salvatore Docimo, DO; Jennifer Pilc, DO; Jennifer Norton, DO, RN; Wolfgang Gilliar, DO: Impact of Osteopathic Manipulative Treatment on Secretory Immunoglobulin A Levels in a Stressed Population. The Journal of the American Osteopathic Association, March 2011, Vol. 111, 143-147.

Online verfügbar unter: http://jaoa.org/article.aspx?articleid=2094159  (Zugriff am 14.10.2016)

 

[1] Yang Y, Koh D, Ng V, et al. Self perceived work related stress and the relation with salivary IgA and lysozyme among emergency department nurses. Occup Environ Med. 2002;59(12):836-841.

[2] Tharp GD, Barnes MW. Reduction of saliva immunoglobulin levels by swim training. Eur J Appl Physiol Occup Physiol. 1990;60(1):61-64.

[3] Annane D, Clair B, Mathieu B, et al. Immunoglobulin A levels in bronchial samples during mechanical ventilation and onset of nosocomial pneumonia in critically ill patients. Am J Respir Crit Care Med. 1996;153(5):1585-1590

[4] Munro CL, Grap MJ. Oral health and care in the intensive care unit: state of the science. Am J Crit Care. 2004;13(1):25-34.

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