Bei Athleten, besonders bei Langstreckenläufern, kommt es häufig zu Stressfrakturen (Ermüdungsbrüchen). Es gibt viele Theorien über Entstehungsprozesse, Risikofaktoren und Präventionsmaßnahmen. Allerdings untersuchte bislang keine Studie mögliche Effekte einer somatischen Dysfunktion oder die präventiven Möglichkeiten einer osteopathischen manipulativen Therapie (OMT) im Zusammenhang mit Ermüdungsbrüchen.
Ziel einer groß angelegten Kohortenstudie von Brumm und Kollegen war es daher, ein OMT-Protokoll als präventive Maßnahme für Cross-Country-Läufer zur Vermeidung von Stressfrakturen anzuwenden. Dazu wurden Athleten einer amerikanischen Sportuniversität von einem ärztlichen Studienleiter und Osteopathie-Studenten jährlich untersucht und behandelt.
Mehr als 1800 Untersuchungen und Behandlungen wurden an insgesamt 124 männlichen und weiblichen Teilnehmern durch 3 leitende Ärzte und 141 Studenten der osteopathischen Medizin im Zeitraum von 5 Jahren (2004 – 2009) durchgeführt. Diese Daten wurden mit Daten aus den vergangenen acht akademischen Jahren (1996 – 2004) verglichen. Jährlich kamen im Durchschnitt circa 20 neue Teilnehmer hinzu. Die osteopathische Intervention bestand aus einer strukturellen osteopathischen Untersuchung und anschließendem OMT, das sich auf die somatische Dysfunktion fokussierte, die im Becken, Sakrum oder den unteren Extremitäten identifiziert wurde.
Die Anzahl jährlicher Stressfrakturen pro Team variierte von 0 – 6 Frakturen bei den Männern bis 1 – 6 bei den Frauen. Die kumulative jährliche Inzidenz bei männlichen Sportlern zeigte einen statistisch signifikanten Rückgang von 13,9% vor der Intervention auf 1,0% nach der Intervention, was einer relativen Reduktion von 98,7% entspricht. Bei den Frauen sank die jährliche Inzidenz eines Ermüdungsbruches durch Osteopathie von 13,4% auf 7,3%, was einer relativen Reduktion von 45% entspricht.
Die Ergebnisse zeigen einen statistisch signifikanten Rückgang der kumulativen jährlichen Inzidenz von Stressfrakturen bei männlichen Cross-Country Athleten durch OMT. Bei den Läuferinnen verfehlten die Ergebnisse das Signifikanzniveau, trotzdem konnte auch bei den weiblichen Athleten ein Rückgang der Stressfrakturrate erzielt werden.
Die Autoren diskutieren, dass die „female athete triad“, mit Amenorrhoe, verringerter Knochenmineralisierung und erniedrigter Energiezufuhr, ein Grund für die verhältnismäßig schwächeren Ergebnisse in der Kohorte der weiblichen Athleten sein könnte.
Laut Brumm et al. können die strukturelle osteopathische Untersuchung und OMT gut und effizient in die Routine-Untersuchung für Sportler integriert und so als präventive Maßnahme in der Vermeidung von Stressfrakturen eingesetzt werden.
Referenz: Brumm LF, Janiski C, Balawender JL, Feinstein A. Preventive Osteopathic Manipulative Treatment and Stress Fracture Incidence Among Collegiate Cross-Country Athletes. J Am Osteopath Assoc. 2013 Dec;113(12):882-90. doi: 10.7556/jaoa.2013.066.