Der Effekt von OMT auf Paukenergüsse nach akuten Mittelohrentzündungen bei Kindern

Der Effekt von OMT auf Paukenergüsse nach akuten Mittelohrentzündungen bei Kindern

Hintergrund

Die akute Otitis media (AOM) im Kindesalter hat eine hohe Prävalenz. In einer groß angelegten europäischen Multicenterstudie1 wurde eine Prävalenz von 18% bei einer Stichprobe von 5864 Kindern unter 6 Jahren errechnet. 22,8% der aus Deutschland, Spanien, Italien, Schweden und Großbritannien stammenden Kinder hatten innerhalb eines Jahres mehr als eine AOM-Episode. Eine ältere Untersuchung aus den USA zeigte, dass bereits innerhalb der ersten 6 Lebensmonate 40% aller Kinder unter einer einmaligen Mittelohrentzündung litten. Innerhalb von 12 Monaten waren es bereits 60% und in den ersten 2 Lebensjahren wiesen über 90% der untersuchten Kinder mindestens eine Episode von AOM auf2. Neben der schmerzhaften Mittelohrentzündung an sich, sind vor allem ihre Komplikationen gefürchtet. In seltenen Fällen kann es zu einer Mastoiditis und anderen Kopf- oder Nackeninfektionen kommen. Wesentlich häufiger bildet sich ein persistierender Paukenerguss, der zu einer Perforation des Trommelfells führen kann. Häufig begünstigt der Erguss einen vorübergehenden konduktiven Hörverlust, durch den es im Kindesalter zu Verzögerungen im Sprachlernen und anderen Verhaltensauffälligkeiten kommen kann. Neben einer Antibiotikagabe werden viele betroffene Kinder auch chirurgisch mit Paukenröhrchen versorgt.

 

Ziele

Als nicht-invasiven Behandlungsansatz untersuchten Dr. Karen Steele und Kollegen den Effekt einer zusätzlichen osteopathischen manipulativen Behandlung (OMT) auf Paukenergüsse nach akuter Mittelohrentzündung. Dazu verglichen die Autoren die Dauer des Paukenergusses bei jungen Patienten innerhalb eines 30-tägigen Studienzeitraumes. Eine Gruppe erhielt eine schulmedizinische Standardtherapie, während die andere Gruppe zusätzlich dazu 3 x nach einem standardisierten OMT-Protokoll behandelt wurde.

 

Methoden

43 Patienten im Alter zwischen 6 Monaten und 2 Jahren wurden in die abschließende Auswertung einbezogen. In der statistischen Analyse wurden nur Ohren berücksichtigt, die zu Studienbeginn eine auffällige Tympanometrie aufwiesen, die auf eine veränderte Trommelfellbeweglichkeit hindeutet. An 76 betroffenen Ohren wurde eine Tympanometrie durchgeführt (je 38 aus beiden Gruppen) und 61 Ohren wurden über eine akustische Reflektometrie analysiert (31 aus der Standardtherapie-Gruppe und 30 aus der OMT-Gruppe). Diese Messwerte wurden innerhalb des Studienzeitraumes wöchentlich erhoben. Das OMT-Protokoll beinhaltete insgesamt 9 Techniken:

  • BLT (balance ligamentous tension) an beiden Iliosakralgelenken
  • MFR (myofascial release) am thorakolumbalen Übergang und Diaphragma
  • Behandlung des Brustkorbs mit MFR oder BLT
  • MFR im zervikothorakalen Bereich (obere Thoraxapertur)
  • BLT der Zervikalregion
  • Behandlung des kraniozervikalen Übergangs mit subokzipitaler Inhibition
  • Drainagetechnik der venösen Sinus
  • Dekompressionstechnik am Okziput
  • Dekompressionstechnik an der SSB (Synchondrosis sphenobasilaris)

 

Ergebnisse

In der OMT-Gruppe zeigte die Analyse der Tympanogramme nach 2 Wochen eine statistisch signifikante Verbesserung der Paukenergüsse (Odds Ratio, 2,98; 95% Konfidenzintervall, 1,16, 7,62; χ2 Test auf Unabhängigkeit, p= 0,02). Auch die Auswertung der akustischen Reflektogramme zeigte eine statistisch signifikante Verbesserung nach zwei Wochen (z= 2,05; p= 0,02). Es wurde keine statistisch signifikante Veränderung direkt vor oder nach der osteopathischen Behandlung gefunden.

 

Konklusion

In der untersuchten Stichprobe bewirkte ein zusätzlich zur schulmedizinischen Standardtherapie angewandtes OMT-Protokoll eine schnellere Auflösung von Paukenergüssen als Folgeerscheinung einer akuten Otitis media. Die Autoren schließen daraus, dass das verwendete OMT-Protokoll eine effektive, nicht-medikamentöse und nicht-chirurgische unterstützende Behandlung zur Standardversorgung bei Kindern mit Paukenerguss darstellen kann.

 

Referenz: Steele KM, Carreiro JE, Viola JH, Conte JA, Ridpath LC (2014) Effect of osteopathic manipulative treatment on middle ear effusion following acute otitis media in young children: a pilot study. J Am Osteopath Assoc., 114(6):436-47. doi: 10.7556/jaoa.2014.094.

1 Liese JG, Silfverdal SA, Giaquinto C, Carmona A, Larcombe JH, Garcia-Sicilia J, Fuat A, Garces-Sanchez M, Arroba Basanta ML, Muños Hiraldo E, Cantarutti L, Kroeninger W, Vollmar J, Holl K, Pirçon JY, Rosenlund MR (2014). Incidence and clinical presentation of acute otitis media in children aged <6 years in European medical practices. Epidemiology and Infection, 142(8), 1778–1788. http://doi.org/10.1017/S0950268813002744

2 Paradise JL, Rockette HE, Colborn DK, Bernard BS, Smith CG, Kurs-Lasky M, Janosky JE (1997) Otitis media in 2253 Pittsburgh-area infants: prevalence and risk factors during the first two years of life. Pediatrics, 99(3):318-333.

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