Ein Konzept zur Behandlung Neu- und Frühgeborener auf der Intensivstation

Ein Konzept zur Behandlung Neu- und Frühgeborener auf der Intensivstation

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Eine Schwangerschaft dauert etwa 40 Wochen. Laut Internationalen Richtlinien gelten Kinder, die vor der 37. Schwangerschaftswoche (SSW) geboren werden, als Frühgeborene. Liegt die Geburt vor der 28. Schwangerschaftswoche spricht man von extrem Frühgeborenen[1]. Laut WHO werden etwa 60% aller Frühgeburten in Afrika oder Süd-Asien registriert. Im weltweiten Vergleich werden in Ländern mit niedrigem Einkommen etwa 12% der Kinder zu früh geboren. In Ländern mit hohem Einkommen sind es etwa 8%. Innerhalb eines Landes sind jeweils Familien mit vergleichsweise niedrigem sozialen Status einem höheren Risiko für Frühgeburten ausgesetzt. Ein Grund dafür kann im Zusammenhang von sozialem Status und der Gesundheit im Allgemeinen gesehen werden. Zu den Risikofaktoren für eine Frühgeburt zählen vor allem Mehrlingsschwangerschaften, Infektionen sowie chronische Gesundheitsprobleme, wie Diabetes mellitus oder Bluthochdruck – oftmals gibt es aber auch keine feststellbare Ursache[2]. Aufgrund der körperlichen Unreife, ist eine (intensiv-)medizinische Behandlung direkt nach der Geburt notwendig.

Anlässlich des heutigen Weltfrühgeborenen Tages möchten wir heute ein Konzept italienischer Forscher zur Integration osteopathischer Behandlungen für Neu- und Frühgeborene vorstellen.

Das vorgeschlagene NE-O Modell fasst Ansätze zur Befunderhebung und Behandlung zusammen, die auf die speziellen Bedürfnisse von Patienten der Früh- und Neugeborenen Intensivstationen abgestimmt sind sowie die Effektivität osteopathischer Behandlungen steigern soll.

Zentral für die Behandlung nach dem NE-O Modell sind BLT- und BMT (balanced membranous tension)-Techniken. Die Autoren beschrieben die Abläufe detailliert für die verschiedenen Körperregionen.

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Befunderhebung:

Schädel:

Erhebung des Cranial Strain Pattern, PRM, SBS, externe Suturen des Schädels

Wirbelsäule:    

modifizierter Spring Test in Rückenlage zur Identifikation somatischer Dysfunktionen

Becken:

Ilio-Sakraler Griff zur Bestimmung von Bewegungseinschränkungen

Arme:                  

passive Untersuchung des ROM an Schultern, Ellenbogen, Handgelenken

Beine:

passive Untersuchung des ROM an Hüften, Knien, Knöchel

Brustkorb:

sanfter Druck auf den Brustkorb um Einschränkungen, Elastizität, Mobilität zu testen

Zwerchfell:

Untersuchung von Restriktionen und Gewebeveränderungen

Viszera:

Viszerale Faszien in den Regionen: vorderer Hals, mediastinal, abdominal/Becken

 

Behandlung:

Zur Behandlung Frühgeborener empfehlen die Autoren indirekte Techniken, wie Strain-Counterstrain, Kraniale Techniken, Facilitated positional release (FPR) und BLT, da diese ohne die Zusammenarbeit mit dem Patienten ausgeführt werden können und die Rückenlage als bevorzugte Position dafür angesehen wird. Weiterhin sind diese Techniken sanfter als andere. Da die Suturen bei Neugeborenen noch nicht vollständig entwickelt sind, sollten die Techniken an die Bedürfnisse der kleinen Patienten angepasst werden. Dies geschieht zum Beispiel durch eine veränderte Fingerhaltung besonders bei der Behandlung des Schädels.

Dies ist ein erfolgreiches Beispiel Integrativer Medizin und komplexer Interventionen angesehen werden, da für die Umsetzung sowohl Osteopathen als auch das gesamte Team der Intensivstation beigetragen haben. Die osteopathischen Behandlungseinheiten wurden mit den täglichen Routineabläufen der Station abgestimmt ohne diese zu beeinträchtigen.

Seit der Entwicklung dieses Modells 2006 wurde diese Befunderhebungs- und Behandlungsroutine schon bei über 2000 Früh- und Neugeborenen angewandt. Es wurden keine negativen Events und Effekte aufgezeichnet, sodass dieses Modell als sicher gilt und als ergänzende Behandlung eingesetzt werden kann. Im letzten Jahr haben wir auf unserem Blog eine Studie derselben Autoren vorgestellt[3]. In dieser multizentrischen, randomisierten Studie wurde der Einfluss osteopathischer Behandlungen anhand des NE-O Modells bei Frühgeborenen untersucht. Im Vergleich zur Kontrollgruppe zeigte sich eine signifikant kürzere Aufenthaltsdauer im Krankenhaus um durchschnittlich 3,9 Tage, womit auch eine Reduktion der Behandlungskosten verbunden war.

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[1] ICD-10 Version:2016: International Classification of Diseases: P07 – “Disorders related to short gestation and low birth weight, not elsewhere classified”. Online: http://apps.who.int/classifications/icd10/browse/2016/en#/P07 (Assessed 15.11.2016)

[2] WHO 2015: Factsheet N°363 Preterm birth.

Online: http://www.who.int/mediacentre/factsheets/fs363/en/ (Assessed 15.11.2016)

[3] https://www.osteopathie-schule.de/osteopathie-verkuerzt-krankenhausaufenthalte-und-kosten-in-der-betreuung-von-fruehgeborenen/

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