Forscher finden Verbindungsstück zwischen Gehirn und Immunsystem
Nach bisherigem Forschungsstand war eine Besonderheit des ZNS das Fehlen eines klassischen Lymphdrainage- Systems. Obwohl es mittlerweile Konsens darüber gibt, dass das ZNS unter konstanter Immun-Überwachung steht, die im meningealen Kompartment abläuft, sind die Steuerungsmechanismen für die Ein- und Ausfuhr von Immunzellen im ZNS weiterhin unklar. Auf der Suche nach Ein- und Austrittspforten für T-Zellen in den Meningen, entdeckten Forscher der School of Medicine an der University of Virginia nun funktionelle Lymphgefäße, die die duralen Sinus auskleiden. Die Gefäßstrukturen zeigen alle molekularen Eigenschaften lymphatischer Endothelzellen: Sie sind in der Lage, Flüssigkeit und Immunzellen aus dem cerebrospinalen Liquor zu transportieren und sind mit den tiefen zervikalen Lymphknoten verbunden. Die Entdeckung des lymphatischen Systems im zentralen Nervensystem sollte dazu aufrufen, die Grundannahmen zur Neuroimmunologie zu überprüfen und wirft ein neues Licht auf die Erforschung und Behandlung von neuroinflammatorischen und neurodegenerativen Erkrankungen, die mit Immunprozessen assoziiert sind, wie Autismus, Alzheimer und Multiple Sklerose.
Referenz: Louveau A, Smirnov I, Keyes TJ, Eccles JD, Rouhani SJ, Peske JD, Derecki NC, Castle D, Mandell JW, Lee KS, Harris TH, Kipnis J (2015) Structural and functional features of central nervous system lymphatic vessels. Nature (published online 01 June 2015) doi:10.1038/nature14432