Der Übergang vom Krabbeln zum aufrechten Gang in der kindlichen Entwicklung ist mit einer Vielzahl an Veränderungen auf psychologischer und physiologischer Ebene verknüpft. Einige dieser Prozesse sind bislang jedoch wenig erforscht.
Amerikanische Wissenschaftler aus dem Psychologischen Department der University of California untersuchten in zwei unterschiedlichen Studien den Zusammenhang zwischen dem Laufbeginn und kindlicher Sprachentwicklung. In Studie 1 wurden die Fortbewegung und der Sprachstatus von 44 zehn Monate alten Kindern über einen Zeitraum von 3,5 Monaten alle 2 Wochen dokumentiert. Studie 2 verglich eine
Gruppe 12,5 Monate alter Kinder, von denen 38 noch krabbelten und 37 bereits laufen konnten.
Beide Studien ergaben, dass der Erwerb des aufrechten Ganges, unabhängig vom Alter der Kinder, mit einer signifikanten Verbesserung des Sprachverständnisses (rezeptive Sprache) und des eigenen Sprechens (produktive Sprache) einher ging. Interessanterweise hatte der Laufbeginn eine engere Beziehung mit der produktiven Sprachentwicklung als mit der rezeptiven. Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass das kindliche produktive Vokabular deutlich kleiner ist als das rezeptive Vokabular im
Alter zwischen 11 und 14 Monaten. Ein zweiter Erklärungsansatz ist, dass Laufen mit physiologischen Aspekten wie der Funktion von Larynx und Zwerchfell assoziiert ist, die auch mit der Sprachproduktion in Verbindung stehen. Zusätzlich wird häufig beobachtet, dass das soziale Umfeld, vor allem die Eltern, anders mit laufenden Kindern umgehen und kommunizieren als mit Krabbelkindern.
Referenz: Walle EA, Campos JJ. Infant Language Development Is Related tot he Acquisition of Walking. Developmental Psychology. 2014; 50(2): 336-348. http://dx.doi.org/10.1037/a0033238