Gewürze sind aus unserer Küche und von unseren Tellern nicht wegzudenken. Je nach Region variieren die Traditionen und Vorlieben jedoch stark. In der indischen Ayurveda-Heilkunst sind zahlreiche Gewürze seit Jahrtausenden fester Bestandteil zur Erhaltung und Förderung von Gesundheit. In Deutschland beispielsweise ist die Wahl bestimmter Gewürze auch an die Jahreszeiten gekoppelt. So kommen in der Weihnachtszeit ganz besondere Gewürze zum Einsatz. Wir haben ein kleines Gewürzregal mit überlieferten und bestätigten Wirkungsweisen zusammengestellt.
Anis wird in der Behandlung von Erkrankungen der Atemwege eingesetzt. Dabei fördert Anis die Flimmertätigkeit des Bronchialepithels und besitzt krampflösende und antibakterielle Eigenschaften. Daher wird Anis auch bei Verdauungsbeschwerden empfohlen. Bei Erkältungen ist eine innerliche und äußerliche Anwendung (Inhalation der ätherischen Öle) möglich.
Das ätherische Öl der Gewürznelke hat antiseptische, bakterizide, fungizide und virostatische Wirkung. In der Phytotherapie wird es vor allem bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum genutzt. Durch ihre lokalanästhetischen und spasmolytischen Eigenschaften werden Gewürznelkenextrakte auch in der Zahnheilkunde eingesetzt. Laut Hildegard von Bingen helfen Nelken auch bei Kopfschmerzen und ihr Aroma soll bei geistiger Erschöpfung beleben und dem Gedächtnis auf die Sprünge helfen.
Ingwer regt die Verdauung sowie den gesamten Stoffwechsel an und wärmt den Körper durch seine Schärfe. Traditionelle Anwendungsgebiete sind Appetitlosigkeit, Verdauungsbeschwerden und Reiseübelkeit. Nachgewiesene Wirkungsweise: durch Scharfstoffe (Gingerole) Förderung der Speichel- und Magensaftsekretion sowie Steigerung von Tonus und Anregung der Darmperistaltik; brechreizlindernd.
Kardamomsamen sind in anderen Kulturkreisen eng mit Kaffeegenuss oder herzhaften Speisen verbunden. Ihre ätherischen Öle werden bei Völlegefühl und Meteorismus geschätzt und zeigte im Tierexperiment eine gallefördernde Wirkung.
Kurkuma wirkt antientzündlich und gallenblasenanregend. Daher wird es ebenfalls vor allem bei Verdauungsbeschwerden empfohlen. Traditionell vor allem bei Völlegefühl nach Mahlzeiten und vermehrtem Meteorismus. Aktuelle Laboruntersuchungen zeigen, dass Cucurmin krebshemmende Eigenschaften hat. Inwiefern dieses Wissen in der Prävention oder Therapie genutzt werden kann, muss jedoch noch weiter erforscht werden. Frau Prof. Dr. Chrubasik-Hausmann von der Uniklinik Freiburg hat eine Zusammenfassung medizinischer Forschungsergebnisse zur Wirkung von Kurkuma publiziert1.
Der echten Vanille wird eine aphrodisierende und stimmungsaufhellende Wirkung nachgesagt, und ihre bakteriziden und antioxidativen Eigenschaften wurden im Laborversuch ermittelt – die Übertragbarkeit dieser Ergebnisse auf den menschlichen Organismus ist weiterhin Gegenstand klinischer Forschungen.
Zimtrinde stimuliert die Magensaftsekretion und fördert nach Aufzeichnungen von Hildegard von Bingen den Stoffwechsel und soll gichtartige Schmerzen lindern. Innerlich wird Zimt bei Appetitlosigkeit empfohlen und bei äußerlichen Einreibungen wirkt er durchblutungsfördernd. In den Medien wird Diabetikern die Einnahme von Zimtpräparaten zur Blutzuckersenkung empfohlen, die Deutsche Diabetes-Gesellschaft und die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft raten vom Gebrauch dieser Präparate zur Blutzuckerregulation jedoch ab2.
Zwei isolierte chemische Komponenten aus dem Gewürz Piment (Eugenol und Gallussäure) zeigen in aktuellen Laborversuchen einen selektiven wachstumshemmenden Einfluss auf menschliche Krebszellen und entsprechende Tierversuche. Klinische Ableitungen daraus sind jedoch weiterhin ausstehend.
Ganz unabhängig von ihrem medizinischen Nutzen vermittelt der Duft und Geschmack dieser Gewürze oft das ganz typische, wohlige „Weihnachtsgefühl“, das uns an die kindliche Vorfreude in der Adventszeit und unterm Tannenbaum erinnert.
Referenzen:
Fintelmann V, Menßen HG und Siegers CP. Phytotherapie Manual. 1993, Hippokrates
1 Chrubasik-Hausmann S. Kurkuma – wissenschaftliche Zusammenfassung. Online verfügbar unter: https://www.uniklinik-freiburg.de/fileadmin/mediapool/08_institute/rechtsmedizin/pdf/Addenda/2016/Kurkuma_-_Wissenschaftliche_Zusammenfassung_2015.pdf
2 Ammon HPT. Zimt: Als Nahrungsergänzung nicht für Diabetiker geeignet. Dtsch Arztebl 2008; 105(51-52): A-2743 / B-2333 / C-2245