Für über ein Jahrhundert behandelten Osteopathen Patientinnen mit schwangerschaftsbezogenen Symptomen mit osteopathischer manipulativer Therapie (OMT). Um die Effektivität von OMT bei dieser Patientengruppe besser zu verstehen, wurde in diesem Bereich viel Forschung betrieben. So fanden King et al. (2003)[1] heraus, dass eine pränatale osteopathische manipulative Behandlung einen Einfluss auf das Auftreten von Mekonium im Fruchtwasser und Frühgeburten hat. Licciardone et al. (2013)[2] stellten fest, dass OMT präventiv gegen progressive rückenspezifische Dysfunktionen wirkt, die typischerweise im dritten Schwangerschaftstrimester auftreten. Ausgehend von diesen Forschungsergebnissen enthüllte eine klinische Studie von Hensel und Kollegen (2013)[3], dass osteopathische manipulative Behandlungen einen Einfluss auf die hämodynamische Stabilität und die kardiovaskulären Veränderungen während der Schwangerschaft haben. Dazu wurden 100 schwangere Frauen (30. Schwangerschaftswoche) im Alter zwischen 18 und 34 Jahren randomisiert in eine der drei Gruppen eingeteilt: OMT (n= 25), Ultraschall-Placebo (n=31) oder Kontrollgruppe (n=34). Die Herzfrequenz, der mittlere arterielle Druck und die Herzratenvariabilität wurden zur Baseline, nach einer fünfminütigen Lagerung mit Kopferhöhung und nach vierminütiger Fersenhochlagerung jeweils vor und nach einer 20-minütigen Behandlung gemessen. Es zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen in der Position mit Kopferhöhung (p > 0,36). Allerdings fand sich in der Position der Fersenhochlagerung bei den Probandinnen der OMT-Gruppe eine signifikante Erhöhung des mittleren arteriellen Drucks (p = 0,02) und eine signifikante Abnahme der Herzfrequenz (p < 0,01), was auf eine verbesserte hämodynamische Stabilität hinweist, im Vergleich zur Ultraschall-Placebogruppe und der Kontrollgruppe. Die Autoren schließen daraus, dass dieser Einfluss kein Zeichen einer direkten Einflussnahme auf das autonome Nervensystem ist, sondern eher eine Manifestation eines verbesserten venösen Rückflusses, verursacht durch die Entfernung von strukturellen Restriktionen und somatischen Dysfunktionen durch OMT. Das in der Studie verwendete OMT-Protokoll, bestehend aus standardisierten Weichteiltechniken, articulatory und myofacial Release und Muscle Energy Techniken an Kopf, Nacken, Zwerchfell, Rücken, Becken und Beckenboden, erwies sich somit für eine Verbesserung des venösen Rückflusses bei schwangeren Patientinnen als wirksam.
Referenzen: Seffinger MA, Brohard J. OMT improves acute hemodynamic control in pregnancy by means of improved venous return. The Journal of the American Osteopathic Association, May 2014, Vol. 114, 404-405. doi:10.7556/jaoa.2014.077
[1] King HH, Tettambel MA, Lockwood MD, Johnson KH, Arsenault DA, Quist R. Osteopathic manipulative treatment in prenatal care: a retrospective case control design study. The Journal of the American Osteopathic Association. 2003 Dec;103(12):577-82.
[2] Hensel KL, Pacchia CF, Smith ML. Acute improvement in hemodynamic control after osteopathic manipulative treatment in the third trimester of pregnancy. Complementary therapies in medicine. 2013;21(6):618-626. doi:10.1016/j.ctim.2013.08.008.
[3] Licciardone JC, Aryal S. Prevention of progressive back-specific dysfunction during pregnancy: an assessment of osteopathic manual treatment based on Cochrane Back Review Group criteria. The Journal of the American Osteopathic Association. 2013 Oct;113(10):728-36. doi: 10.7556/jaoa.2013.043.